>Ausschreitungen am Rande des Eritrea-Festivals in Gießen Der Staat verspielt seine Glaubwürdigkeit noch mehr

Eine Einschätzung von BILD-Reporter FRANK SCHNEIDER
08.07.2023 - 17:42 Uhr

Gießen (Hessen) - Freitagabend um 18.04 Uhr veröffentlichte die Polizei Mittelhessen folgende Nachricht:"Es kursiert aktuell in den sozialen Medien eine Meldung über eine vermeintliche Gefahrensituation in #Gießen. Bitte verbreitet solche Falschmeldungen nicht."

Wären die Ausschreitungen am Rande des Eritrea-Festivals in Gießen vermeidbar gewesen? Eine Einschätzung von BILD-Reporter Frank Schneider
Foto: Helmut Fricke/dpa, Wolf Lux

Der Anlass für diese Mitteilung war eine Sprachnachricht, die sich auf den sozialen Medien verbreitete. Darin warnte ein Mann vor massiven Ausschreitungen am Wochenende am Rande des Eritrea-Festivals in Gießen, es gebe massive Gewaltaufrufe, eine große Mobilisierung und es sei sogar davon die Rede, es müsse Blut fließen. Deshalb warnte der Mann alle Unbeteiligten, am Wochenende nach Gießen zu reisen.

Heute wissen wir: Der Mann hatte leider recht. Seit dem Morgen kommt es in Gießen zu schwersten Ausschreitungen, es fliegen Steine, aggressive Gruppen durchbrechen Polizeiabsperrungen, die Hundertschaften setzen Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Es gibt schon zig Verletzte, darunter auch 22 Polizisten!

Im Zusammenhang mit dem umstrittenen Eritrea-Festival in Gießen hat die Polizei Wasserwerfer im Einsatz Foto: Helmut Fricke/dpa

Und wir wissen heute auch: Die Polizei wusste ebenfalls von diesen massiven Gewaltaufrufen, hatte deshalb bereits Samstagmorgen 60 Personen "zur Verhinderung gewalttätiger Aktionen in Gewahrsam genommen."

Und wir wissen auch, denn so berichtet es die Polizei in ihrer eigenen Pressemitteilung: Es wurde bereits in der Nacht zu Freitag ein Mann (47) in Gewahrsam genommen, "der öffentlich zur Begehung schwerer Straftaten aufgerufen hatte".

Und trotzdem veröffentlicht die Polizei am Freitagabend die Meldung, Berichte über bevorstehende Ausschreitungen und Gewaltaufrufe seien nur Falschmeldungen und Gerüchte.

Die Polizei ist verpflichtet, ehrlich zu sein

"Uns liegen keine Anhaltspunkte für eine konkrete Gefährdung der Gießener Bevölkerung und keine konkreten Hinweise auf die in den Gerüchten beschriebenen Szenarien vor", hieß es.

Eine schockierende Lüge. Vermutlich in der verzweifelten Hoffnung, die Befürchtungen würden doch nicht eintreffen. Aber: Die Polizei ist verpflichtet, die Bevölkerung zu warnen und ihr ehrlich zu sagen, was drohen könnte. Allein schon zum Schutz von Menschen, die vielleicht mit ihren Kindern am Samstag in der Gießener Innenstadt einkaufen wollten.

Der Staat verspielt seine Glaubwürdigkeit noch mehr, wenn man jetzt schon nicht mal mehr der Polizei vertrauen kann. Und das alles vermutlich nur aus falsch verstandener politischer Korrektheit. Schwere Ausschreitungen, verletzte Polizisten Chaos bei Eritrea Festival in Gießen!

Quelle: News5 08.07.2023


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